Musikproduktion
Rund um den Silberling
Bevor der Tonmeister die Mikrofone aufdrehen kann, ist einiges abzuklären: Was kommt auf die CD? Wer singt oder spielt überhaupt? Wird sich der Tonträger mit diesem Inhalt auch am Markt behaupten können? Passt er überhaupt ins Portfolio von Rondeau Production? All das klärt Geschäftsführer Frank Hallmann mit dem Interpreten im Vorfeld. Hierfür plant er genügend Vorlauf ein, um die CD am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt platzieren zu können. An diesen Besprechungen ist auch Teres Feiertag beteiligt, deren Arbeit an der CD vor allem dann beginnt, wenn der Tonmeister letzte Hand anlegt und das Masterband erstellt hat. Noch gibt es den Silberling nur virtuell, denn die Daten werden bei Rondeau Production sicher auf dem Server verwaltet.
Zuerst stellt sich die Frage, wann die CD erscheinen soll: Ist sie jahreszeitlich unabhängig oder an den liturgischen Kalender gebunden? So erscheint ein Mozart-Requiem nicht zum Christfest oder ein Weihnachtsoratorium natürlich nicht zu Ostern. Eine CD mit Adventschorälen beispielsweise müsste im Oktober versandfertig sein, damit Rondeau Production und der Handel sie im Weihnachtsgeschäft verkaufen können.
Wenn das Master vorliegt kümmert sich Feiertag um die „Verpackung“, sprich das Cover und das Booklet. Hierfür arbeitet Rondeau Production mit versierten Grafikern und Agenturen zusammen, die wissen, was das Label will. Natürlich muss auch der Vertrieb informiert werden: Feiertag hat hierfür einen Zeitplan erstellt, der zuverlässig abgearbeitet wird.
Wer soll nun das Booklet schreiben? Hier kann Rondeau Production aus einem Pool kundiger Autoren auswählen, wobei Feiertag berücksichtigt, ob sich die Musik von selbst erklärt und hier eher der kompositionshistorische Hintergrund interessant ist oder ob es hilfreich ist, sie für den Hörer begleitend aufzuschlüsseln, sie detailierter zu analysieren. Die Pflege des Autorenpools hat auch Hallmann im Blick und spricht Schreiber an, die ihm durch eine Rezension oder ein Essay aufgefallen sind.
Vier bis sechs Wochen hat der Autor Zeit, seinen Text zu verfassen, wofür er einen Rohschnitt der Aufnahme zugeschickt bekommt – natürlich ist dieser „streng geheim“ und darf nur für Recherchezwecke genutzt werden. In der Zwischenzeit kümmert sich Feiertag um die Optik der CD. Intern werden Coverideen diskutiert, wobei auch die Interpreten gefragt werden. Portraitiert die Aufnahme einen Künstler braucht man ein aussagekräftiges Foto; handelt es sich um eine Passionsmusik bietet sich vielleicht ein entsprechendes Gemälde an. Oder man geht ganz weg vom Bild und arbeitet mit Grafiken.
Ist der Text des Autors da und liegen auch die weiteren Informationen für das Booklet – Trackfolge, Werktexte, Biografien der Künstler – vor, kommt Übersetzer Henry Hope zum Einsatz, der in Oxford die Beiträge ins Englische überträgt. Dann erstellt Feiertag mit dem Programm InDesign am Rechner das Booklet, das bei Rondeau Production als Corporate Identity stets gleich aufgebaut ist; 20 bis 32 Seiten umfasst der informative Einleger, je nach Umfang der Texte.
Zwei Dateien liegen nun auf dem virtuellen Schreibtisch von Feiertag, die zusammen eine fertige CD ergeben werden: das Master und das Booklet. Beides wird jetzt an das Presswerk Sonopress in Gütersloh übermittelt, wo ein Großteil der CDs von Rondeau Production hergestellt werden. Rund 380 Kilometer sind das einzige, was die beiden Unternehmen trennt – denn die durchweg guten Erfahrungen, die man in der Vergangenheit miteinander gemacht hat, verbinden. In der Regel stellt Sonopress eine Erstauflage von 2.000 Stück her, wofür man 14 Tage einplant – Nachbestellungen sind natürlich jederzeit möglich. Rund die Hälfte davon geht nach Leipzig, die andere direkt an den Vertriebspartner Naxos Deutschland. Parallel hierzu kontaktiert Henry Hope als Sales Manager für den internationalen Markt seine Partner.
In der Zwischenzeit hat Feiertag die CD bei der GEMA angemeldet und die Werbestrategie ausgearbeitet: Vier bis sechs Wochen bevor die CD vorliegt läuft das Marketing an: Der Vertrieb wird mit Informationsmaterial versorgt, die Internetvertriebsplattformen amazon.de und jpc.de werden “bestückt“, die CD wird in den Webshop aufgenommen, Kundenflyer werden erstellt und Werbeanzeigen geschaltet. Drei Wochen vor Erscheinen erfolgt der Presseversand. Und nachdem die CD dann tatsächlich im Handel ist, kann sie auch bald im heimischen CD-Player abgespielt werden.
Neun bis zehn Mal im Jahr hat Feiertag dieses Pensum zu bewältigen, wobei manche Produktionen auch parallel laufen. Am arbeitsintensivsten ist die Zeit, in der andere ihren Sommerurlaub verbringen: im Juli und August, denn schließlich müssen die CDs für das Weihnachtsgeschäft produziert werden. Und das erinnert dann ja schon fast ein wenig an das Bild, das einem dann im Supermarkt geboten wird: Da stehen ja auch schon im September die Weihnachtsmänner aus Schokolade Spalier, um die Lebkuchen und Dominosteine anzupreisen. CDs von Rondeau Production sind indes auf jeden Fall langlebiger. Und sie haben keine Kalorien…